1. Was ist ein Waldkindergarten?

 Ein Waldkindergarten ist ein Kindergarten ohne Türen und Wände. In diesem Kindergarten unter freiem Himmel spielt sich alles im Wald ab (unser Dach sind die Baumkronen).

Die Kinder laufen, spielen und basteln dort, wie in einem anderen Kindergarten auch. Es gibt kein festes Haus, denn die Kinder sind bei Wind und Wetter draußen. Nur für schlechte Witterung, wie Sturm und Gewitter, gibt es eine Hütte oder einen Bauwagen zum Unterstellen.

Ansonsten zählt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

Die Betreuung der 10 – 15-köpfigen Gruppe wird i, d, R. von staatlich anerkannten Erzieherinnen und Erziehern übernommen. Diese sind mit einem Mobiltelefon für Notfälle und einem Erste- Hilfekasten ausgerüstet. Der Waldkindergarten findet das ganze Jahr im Wald statt. Es gibt viel Zeit und kein vorgegebenes Spielmaterial. Trotzdem hört man den ganzen Morgen nicht ein einziges Mal: „Was soll ich spielen?“ oder „mit ist langweilig“. Die Natur bietet unendlich viele Sachen an!

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2. Warum gerade ein Waldkindergarten?

Der Lebens- und Aktionsraum unserer Kinder wird heute zunehmend eingeengt, ob im Garten mit dem Zaun oder im Haus mit den Wänden, überall werden die Kinder in ihrer Bewegung und Entfaltung eingeschränkt.

Auch in den klassischen Kindereinrichtungen sind den Mädchen und Jungen räumliche Grenzen gesetzt, denn „die Architektur eines Gebäudes legt bestimmte Verhaltensweisen nahe und verhindert andere.“ In den Kinderzimmern bestimmt die Spielwarenindustrie das Spielverhalten der Kinder, eine zunehmende Reizüberflutung durch elektrisches Spielmaterial lässt die Kinder nervös und unausgeglichen werden. Was auf der Strecke bleibt, ist die persönliche Phantasie und Kreativität der Kleinen. Kurz gesagt: Gerade der Wald mit seinen Geheimnissen ist für Kinder ein unerschöpfliches Spielparadies. Sie gehen auf Abenteuerreise und Schatzsuche, erforschen das dunkle, undurchdringliche Dickicht und versteckte Höhlen, bizarre und knochige Baumstämme, hören der kreischenden Elster zu.

Sie wühlen mit Dreck verschmierten Händen in der Laubstreu und entdecken dabei Käfer, Schnecken oder Spinnen.

Für die Entwicklung der Kinder hat dies positive Konsequenzen: Gerade der abwechslungsreiche und Sinn anregende Wald bietet günstige Voraussetzungen für eine gesunde körperliche, geistige und seelische Entwicklung der Kinder. Aggressivität, Koordinationsprobleme, Sprach- und Essstörungen, Konditionsmangel und gemindertem Selbstwertgefühl wird so effektiv entgegen gesteuert.

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3. Der Ursprung dieser Idee

Der Ursprung dieser Idee liegt in Dänemark. Hier wurde in den 50er Jahren der erste Waldkindergarten gegründet. Im Laufe der Zeit entstanden weitere Waldkindergärten. Der Waldkindergarten (dän.: Skovbornehave) ist eine besondere Art von Kindergartenpädagogik. Der erste Waldkindergarten in Deutschland entstand 1969 in Wiesbaden. Mit der Entstehung der Waldkindergärten von Flensburg und Lübeck in Jahre 1993 begann eine regelrechte Gründungswelle. Mittlerweile gibt es über 160 Waldkindergärten in Deutschland.

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 4. Die Vorteile / pädagogischen Möglichkeiten des Waldkindergartens

Platz haben zum „Kindsein“ im wahrsten Sinne. (Raum sich frei zu bewegen, Platz zum Lachen, Weinen, Tanzen, Träumen ...)

Die erholsame Umgebung stärkt die körperlich- seelische Gesundheit.

In einem nicht reizüberfluteten Außenbereich wie dem Wald können innere Kräfte besser wahrgenommen und erprobt werden.

Die natürliche Umgebung bewirkt eine ganzheitliche Harmonisierung (Körper- Seele- Geist/ Denken- fühlen- Handeln, Erleben des Eingebundenseins in die Natur und das Erleben der wechselseitigen Abhängigkeit).

Unmittelbares Erleben, eigene Erfahrungen mit allen Sinnen anstelle von „Projekten aus zweiter Hand“, geben Selbstwertgefühl, insbesondere emotionale Stabilität. Dies ist eine der besten Voraussetzungen, später in der Gesellschaft konstruktiv und kreativ zu sein.

Ein Kindergarten ohne „Tür und Wände“ hilft, dass sich Aggressionen im Körper gar nicht erst aufstauen und zu einem Stresszustand führen, sondern sich auf angemessene Weise kreativ umwandeln.

Stille ist in der heutigen Zeit ungewohnt. Sie ist von unschätzbarem Wert z. B. für die allgemeine Differenzierung des Wahrnehmungsvermögens, das finden von Stabilität durch innere Ruhe, und für die Förderung der Konzentrationsfähigkeit. Gerade der Wald ist ideal, um Stille zu erleben, zu lauschen und sie für feinste innere und äußere Vorgänge zu sensibilisieren.

In Lebensfreude „Wind und Wetter“ ausgesetzt zu sein, stärkt aus medizinischer Sicht das Immunsystem.

Das Waldstück bietet auf der einen Seite einen Schonraum, von dem aus die nähere Umgebung anschaulich lebensnah erfahren wird.

Auf der Basis von Geborgenheit und Sicherheit können die Kinder auf der anderen Seite die weitere Umwelt entdecken und Abenteuerlust erleben. Dabei werden Intuition und Phantasie besonders angesprochen und gestalterische Kräfte geweckt. Diese sollen mit besonderen Angeboten unterstützt werden.

Auf dem Hintergrund der genannten körperlichen und seelischen Stabilität, sind die Kinder für den kognitiven Bereich motivierter und leistungsfähiger. Wir fördern Sie darin mit vielfältigen Angeboten aus verschiedenen Wissensgebieten.

Im Waldkindergarten können die Kinder aus eigener Anschauung die Notwendigkeit von Regeln erfahren, sie nachvollziehen und ihren Sinn erleben.

Die Kinder haben in den 3 – 4 Stunden Waldzeit die nahezu ungestörte Aufmerksamkeit der Erzieherinnen/Erzieher.

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5. Die Vorteile aus medizinischer Sicht

Ein Waldkindergarten bietet aus medizinischer Sicht eine Reihe von Vorteilen.

Der Aufenthalt an der frischen Luft ist zunächst für das Bronchialsystem sehr förderlich und birgt keine Gefahren, angepasste Kleidung natürlich vorausgesetzt.

Die Bronchien werden weitgestellt, also asthmatischen Beschwerden vorgebeugt; das Immunsystem gestärkt und die Sauerstoffversorgung gesichert.

Zahlreiche Statistiken der letzten Jahre zeigen, dass Hautkrankheiten wie Neurodermitis usw. durch Aufenthalt in ausschließlich stark gereinigten oder gar sterilisierten Räumen gefördert werden. Als Eltern braucht man also keine Angst vor ein bisschen Dreck zu haben.

Auch die Infektionsgefahr durch kleine Wunden ist im Wald nicht höher. Selbst im Falle einer infizierten Wunde sind die betreffenden Keime leicht zu behandeln.

Die psychische Entwicklung der Kinder verläuft im Waldkindergarten freier und ungezwungener. Die grob- und feinmotorische Entwicklung wird gefördert.

Letztendlich wird das Kind zum Umgang mit der Natur erzogen und erlebt sich selbst als Teil hiervon.

Dr. S. Voges- Sieger und Volkmar Sieger

Fachärzte für Allgemeinmedizin

D – 31319 Sehnde-Ilten

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II.  Pädagogische Konzeption

„Waldkindergarten Denkendorf“

Wir, der „Förderverein Waldkindergarten Denkendorf“, sehen in einem Waldkindergarten eine Alternative bzw. eine Ergänzung zu den vorhandenen Regelkindergärten. Der Wald ist durch seine unbegrenzten Schätze wie z.B. Tierwelt, Pflanzen, Wetter, Jahreszeiten usw. ein vielfältiges Medium, in dem sich die Kinder entfalten können.

1. Ganzheitliches Lernen

Eine Bestimmung des Menschen ist es schöpferisch zu leben. Es gibt dem Leben Sinn, wenn man es mitgestalten und formen kann. Im schöpferischen Tun erlebt man, dass ich Etwas bewirken, verändern oder neu gestalten kann, dadurch wird das Selbstbewusstsein gestärkt. Kinder machen diese Erfahrung im zweckfreien Spiel.

In der Natur findet es ein vielfältiges Angebot, das es zur Aktivität und Eigeninitiative anregt. Im Wald wird dem Kind genügend Raum und Material angeboten, seiner Kreativität und Phantasie Ausdruck zu geben. Das Kind empfindet im freien Spiel Lust, Freude, Freiheit, Vergnügen und Zufriedenheit. Dies sind alles Voraussetzungen zum wirksamen Lernen.

Trotz des reichen Angebotes in der Natur findet keine Reizüberflutung statt. Das Kind kann zu sich selbst kommen, indem es innehält im Staunen über einen Tautropfen, ein weiches Stück Moos, ein leuchtend gelbes Blatt, das von einem Sonnenstrahl durchflutet wird oder über eine samtige Raupe. Es lernt bei einer Sache zu bleiben, sich einem Ding ganz zuzuwenden, sich zu konzentrieren.

Im Wald auf der Wiese, am Wasser wird ein Kind ganzheitlich angesprochen. Mit allen Sinnen erlebt es seine Umwelt. Es kann sehen, riechen, schmecken, hören, spüren. Es begreift die Welt durch die Auseinandersetzungen mit den Dingen. Der Aufbau seiner Person vollzieht sich im Kontakt mit den Einflüssen der Natur.

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2. Vorteile der Bewegung

Im Waldkindergarten kann das Kind seinen natürlichen Bewegungsdrang ausleben. Durch die abwechslungsreiche Vielfalt des Geländes werden seine motorischen Fähigkeiten erweitert, und sein Gleichgewichtssinn geschult. Bewegung ist wichtig, um Sinnes- und Materialerfahrungen zu machen, seine Emotionen auszudrücken, kommunikative Fähigkeiten zu entwickeln, und soziale Verhaltensweisen einzuüben. Bewegung ist grundlegender Bedeutung für die Entwicklung im Bereich der Wahrnehmung, der Körper- und Sozialerfahrung.

Bewegungs- und Sprachzentrum im Gehirn liegen nahe beisammen, und bedingen sich. Durch Bewegung wird die Reizaufnahme der Sinne möglich, das Kind kann neue Erfahrungen machen, die verstanden werden wollen.

Es macht durch Bewegung mit seinem Körper Raumerfahrungen, lernt rechts und links, oben und unten, vorne und hinten und wird so in seiner sprachlichen und kognitiven Entwicklung gefördert. Jeder Entwicklungsprozess vollzieht sich in Tätigkeiten, jede Tätigkeit ist unmittelbar mit motorischen Aktivitäten verbunden.

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3. Intelligenzentwicklung

Eng mit Bewegung und sinnlich- körperlichen Erfahrungen verbunden, vollzieht sich im frühen Lebensalter die Intelligenzentwicklung des Kindes. Es hat die Möglichkeiten, sich im veränderten Prozess an Umweltbedingungen anzupassen, und sich diese wiederum zu Eigen machen. Durch diesen aktiven Prozess des Kindes, vollzieht sich ein stufenweiser Aufbau kognitiver Schemata, die das Kind immer wieder erweitern und verändern kann. Durch Bewegung und Wahrnehmung wird das Gehirn stimuliert, so dass es weitere Synapsen bildet, und die Vernetzung der Nervenzellen anregt. Dabei sind Hautoberfläche, Gleichgewichtsorgan und Eigenwahrnehmung große Reizempfänger und –Vermittler.

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4. Sprachentwicklung

Parallel zu dieser Entwicklung setzt sich das Kind mit den unsichtbaren Zusammenhängen auseinander und beginnt zu fragen. Es erforscht die Hintergründe einer Gegebenheit. Will die Ursachen und den Zweck wissen und fragt deshalb „warum“, um das Verständnis für seine Lebenswirklichkeit zu erweitern, die Natur bietet dazu reichlich Anlass und fordert geradezu zu Fragen heraus. Um Neugier und Interesse zu befriedigen, wird das Kind immer weiter forschen, ausprobieren, sich verständlich machen und mit anderen kommunizieren wollen.

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5. Soziales Lernen in der Gruppe

Im täglichen gemeinsamen Erleben und Erkunden der Natur lernen die Kinder sehr bald, dass sie aufeinander angewiesen sind. Sie brauchen gegenseitige Rücksichtnahme, Hilfe und Verständnis. Sie lernen achtsam mit sich, den anderen, sowie mit den Dingen rücksichtsvoll und verantwortlich umzugehen. Sie machen Grenzerfahrungen mit der eigenen Körperlichkeit, und entwickeln so auch ein Verständnis für die Schwächeren. In der Gruppe lernen die Kinder sich zu behaupten, aber auch einmal die eigenen Interessen zurückzustellen.

„Form und Inhalt menschlichen Lernens, beziehen sich nicht nur auf Wissen und Können, sondern auch auf Gesinnung und Verhalten“. (aus Heinrich Roth- Pädagogische Anthropologie)

Von der Natur sind viele regeln vorgegeben, dabei lernen die Kinder Notwendigkeit der Regeln von der Sache her zu begreifen.

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6. Stärkung des Körpers

Im Waldkindergarten sind die Kinder hautnah der wechselnden Witterung und jahreszeitlichen Veränderungen ausgesetzt. Bewegung an der frischen Luft fördert gesundheitliches Wohlbefinden, stärkt das Immunsystem, kräftigt die Muskulatur und den Bewegungsapparat. Mit allen Sinnen und eigenen Erfahrungen nehmen die Kinder elementares Wissen auf, und gewinnen damit an Selbstsicherheit und Vertrauen in den eigenen Körper.

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7. Natur „Erleben“

Im täglichen Begegnen mit der Natur macht das Kind Sinnes-Erfahrungen im Schauen und Hören. Es riecht den Frühling, wird vom Lebens des Sommers berührt, und spürt den Winter auf der Haut. Es sieht die Veränderungen nach Regen und Schnee. Nimmt Wachsen, Reifen und Vergehen war. Ja nach Jahreszeit trifft es verschiedene Tiere und Insekten an, es wird lauter oder leiser in der Welt, bunter oder weniger farbig.

Durch Erzählung von Märchen, Sagen und Geschichten, Singen von Liedern und Spielen von Rollenspielen werden diese Erfahrungen unterstützt, und vom Kind verinnerlicht. Dadurch kann es Ängste und Scheu abbauen und Vertrauen in die Natur gewinnen. Es wächst eine Beziehung und ein Verantwortungsbewusstsein zur Natur.

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Diese pädagogische Konzeption soll unsere Grundlage für die konkrete Planung sein...

 

III. Erste Gundkonzepte

1. So könnte ein Tagesablauf in unserem Waldkindergarten aussehen

Die Kinder werden von Ihren Eltern an den vereinbarten Treffpunkt gebracht. Dabei besteht die Gelegenheit für kurze Absprachen zwischen den Eltern und den Erziehern.

Wir beginnen den Tag mit einem Begrüßungskreis, den wir mit Liedern, Bewegungsspielen oder Tänzen gestalten. Beim gemeinsamen Tagesbeginn stellen wir auch fest, ob alle Kinder der Gruppe anwesend sind. Danach gehen wir mit dem Bollerwagen zu unserem ausgesuchten Waldstück. Dort haben die Kinder die Möglichkeit im freien Spiel den Wald zu erkunden und mit den Materialien des Waldes zu gestalten. Vor dem anschließenden Vesper werden die Hände (z.B. mit Lavaerde und Wasser) gründlich gereinigt. Nach dem gemeinsamen Vesper gibt es noch einmal Gelegenheit zum freien Spiel, bevor wir uns zum Vorlesen einer themenorientierten Geschichte, eines Märchens oder einer Sage treffen. In dieser Zeit werden aber auch Rollenspiele .Bau- und Bastelarbeiten“ gemacht.

Danach machen wir uns zur Rückkehr an den Treffpunkt bereit und schließen mit einem gemeinsamen Schlusskreis den Morgen ab. Bei der Rückkehr an den Treffpunkt nehmen die Eltern ihre Kinder in Empfang.  Evtl. Fragen oder Probleme können zwischen Eltern und Erziehern abgeklärt werden.

Bei extremen Witterungsverhältnissen könnten alternative Angebote, wie z.B. Hallenbad-, Museums-, oder Wilhelmabesuche, aber auch Ausflüge mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen oder zum Hauptbahnhof Stuttgart stattfinden. Denkbar wären dann auch Besichtigungen am Ort oder in der näheren Umgebung, wie z.B. Gärtnereien Bäckerei oder Forstamt. Selbstverständlich könnten auch Bauernhöfe oder Selbstvermarkter besucht werden.

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der zum Hauptbahnhof Stuttgart stattfinden. Denkbar wären dann auch Besichtigungen am Ort oder in der näheren Umgebung, wie z.B. Gärtnereien Bäckerei oder Forstamt. Selbstverständlich könnten auch Bauernhöfe oder Selbstvermarkter besucht werden.

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